VON OLIVER GRISS

Am 28. Juli 2010 - heute vor genau sieben Jahren - verstarb Karl-Heinz Wildmoser im Klinikum Rechts der Isar im Alter von 71 Jahren an einem Herzversagen. Seine Freunde behaupten: Der Karl-Heinz könnte noch leben, wenn er am Krankenbett auf die Ärzte gehört und die Thrombosestrümpfe angezogen hätte. Aber Wildmoser war ein bayerischer Sturschädel.

Seit Wildmosers Ableben wird an der Grünwalder Straße 114 immer deutlicher, welch große Lücke der Chef eigentlich hinterlassen hat. Sein Mythos ist unerschütterlich. Wildmoser war ein Macher. Ein Charmeur. Ein Arbeitstier. Ein Erfolgsgarant. Ein Münchner Original.

Was Aushängeschild Wildmoser auch anpackte, machte die Löwen besser und stärker. Gemeinsam mit Werner Lorant führte er den Giesinger Arbeiterverein von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifkation. Die Löwen wurden wieder zu einer echten Marke in der Stadt - dank Wildmoser. Respektiert und erfolgreich. Als dann in der Saison 1999/2000 beide Derbys gegen den FC Bayern gewonnen wurden und die Blauen am Ende der Saison auf Platz vier landeten, sah sich der Großgastronom schon auf einer Stufe mit dem ungeliebten Nachbarn. 2004 wurde Wildmoser im Zuge des Stadion-Skandals entmachtet. Fans bieselten ihm ans Auto. Es war eine Schande. Der blinde Hass auf Wildmoser war ähnlich groß wie jetzt auf Hasan Ismaik.

Jetzt ist Wildmosers Lebenswerk endgültig zerstört, der TSV 1860 spielt nur noch in der Regionalliga Bayern und steht mit Mannschaften wie Garching, Unterföhring oder Buchbach in Konkurrenz, die U19 und U17 sind aus der Bundesliga abgestiegen. Einzig Daniel Bierofka erinnert noch an die erfolgreiche Zeit des Klubs. Erfolg ist heute eine Fremdwort bei Sechzig.

Besserung ist nicht in Sicht. Wildmosers Erben geben sich in immer kürzeren Abständen die Klinke in die Hand. Zuletzt hat’s Peter Cassalette versucht, doch sein respektvoller Umgang mit Investor Hasan Ismaik hat nicht allen im Verein gefallen. Cassalette zog sich nach dem Zweitliga-Abstieg zurück. Jetzt soll’s Robert Reisinger richten. Er kommt aus dem Lager der Grünwalder Stadion-Fraktion. Was Wildmoser im Himmel wohl über seine völlig heruntergewirtschafteten Löwen denkt?