VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Die kleine Marktgemeinde Buchbach (2500 Einwohner) im Landkreis Mühldorf ist im Ausnahmezustand: Der 1:0-Triumph über den TSV 1860, im Jahr 1966 Deutscher Meister, ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. dieblaue24 hat sich dazu mit Buchbachs Mittelfeld-Strategen Aleksandro Petrovic (früher Dynamo Dresden) unterhalten. Das Interview:

dieblaue24: Das kleine Dorf Buchbach schlägt Millionen-Klub 1860 und sorgt für die erste Ernüchterung an der Grünwalder Straße. Herr Petrovic, verraten Sie uns das Erfolgsrezept?

ALEKSANDRO PETROVIC: Es war ein hartes Stück Arbeit, ein Spiel in dem wir alles investiert haben. Ich denke, die Löwen haben es sich einfacher vorgestellt. Wir haben geschickt die Räume zugestellt, keine Eins-gegen-Eins-Situationen zugelassen und die Löwen zu vielen diagonalen Bällen gezwungen. Das war denk ich das Erfolgsrezept.

Daniel Bierofka war nach dem Abpfiff richtig sauer und attackierte hinterher Ihre Mannschaft, dass sie in der Kabine “Giesinger Bauern” gesungen hätte. Wie denken Sie mit etwas Abstand darüber?

Ich schätze Biero sehr. Seine Mannschaften haben meist den schönsten Fußball in Buchbach gespielt. Dennoch denke ich, dass er am Mittwoch etwas empfindlich reagiert hat, da seine Mannschaft nicht seinen Vorstellungen nach agiert hat. Was macht er denn, wenn sie das Derby verlieren sollten? Ich finde, das Aufziehen hinterher gehört ein wenig dazu und sollte sportlich gesehen werden. Geht uns ja nicht anders, wenn wir ein Spiel verlieren. Außerdem bin ich mehr Giesinger als jeder Sechziger im aktuellen Kader. Ich bin bin in Giesing aufgewachsen und wohne 500 Meter vom Trainingsgelände weg. Also hab ich mich bei unseren Sprechchören selbst als Giesinger Bauer bezeichnet (lacht).

Wurde nach dem Spiel in Buchbach eigentlich noch groß gefeiert?

Nein, viele von uns mussten am nächsten Tag wieder um 6 Uhr aufstehen. Wir spielen Fußball als Hobby, wir alle arbeiten, einige studieren aber auch. Und was ich betonen will: Wir trainieren nur dreimal die Woche. Deswegen freut es uns, dass wir den großen TSV 1860, der diesen Sport im Fulltime-Modus bestreitet, besiegen konnten.

Es heißt, auch die Löwen hätten sich nicht unbedingt fair verhalten. Was können Sie uns dazu sagen?

Vor dem Spiel habe ich gelesen, wir wären die bösen Jungs und spielen am Rande der Legalität. Damit will man ja nur die Schiris darauf hinweisen - nach dem Motto: “Die bösen Buchbacher treten nur, Schiri nimm’ bitte meine Spieler in Schutz.” Was dabei völlig untergeht ist, dass wir von 1860-Spielern auf dem Platz als Dorfbauern beschimpft wurden. Immer wieder fielen Aussagen wie, “geh’ morgen wieder in die Arbeit”, “was verdient ihr eigentlich?” usw. Also so fein, wie sich die Löwen darstellen, sind sie wirklich nicht. Auch sie sind keine frommen Engel.

Wie hoch war eigentlich die Buchbacher Siegprämie?

Die Siegprämie war für mich selbständiges Auslaufen im Perlacher Forst. Das ist für uns Münchner ganz angenehm, weil die Strecke nach Buchbach zieht sich ganz schön (lacht).