VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Am Mittwoch hat der TSV 1860 gegen die Feierabend-Fußballer des TSV Buchbach durch ein Eigentor von Felix Weber mit 0:1 die erste Saisonpleite in der Regionalliga Bayern hinnehmen müssen. Eine bittere, aber verschmerzbare Niederlage - folgenschwerer für die Vereinsarbeit könnte da schon der Antrag von Ulla Hoppen auf der Mitgliederversammlung in der Zenith-Halle werden. Die Aktivistin von “Löwenfans gegen Rechts” hatte am vergangenen Sonntag forciert, dass der Kooperationsvertrag mit Investor Hasan Ismaik innerhalb der nächsten sechs Monate aufgekündigt werden muss. Dem Antrag wurde stattgegeben. Der neue Präsident Robert Reisinger muss das Problem jetzt lösen. Ein kniffliger Fall. Der Verein spielt mit seiner Existenz.

Die wichtige Frage: Bekommt der TSV 1860 den Geschäftsmann aus Abu Dhabi mit diesem brisanten Auftrag los? Nein! Seine Anteile (60 Prozent an der Fußballfirma) und die Darlehen blieben bei einer erfolgreichen Umsetzung unberührt.

Kurios: Dem “Wochenanzeiger”, der bislang im 1860-Kosmos nicht unbedingt als Investigativmedium aufgefallen ist und hinter dem e.V.-Sponsor Herbert Bergmaier (er setzte sich auch am Sonntag auf der Versammlung immer wieder in Szene) steht, liegt laut eigenen Angaben offenbar die Kopie des Kooperationsvertrages zwischen 1860 und Investor Ismaik vor. Die Zeitung spricht von einem “Knebelvertrag”, der allerdings mit dem Anteileverkauf im Jahr 2011 nicht nur von Ismaiks damaligen Statthalter Hamada Iraki unterschrieben wurde, sondern selbstverständlich auch von den damaligen Präsidenten Dieter Schneider und Franz Maget.

In diesem brisanten Schriftstück ist nicht nur hinterlegt, dass dem e.V. nicht gestattet ist, selbst weitere Geldgeber für die Profi-Fußballgesellschaft zu akquirieren oder mit ihnen zu verhandeln, sondern auch, dass der e.V. keine Lizenz für eine erste Mannschaft zur Teilnahme am Spielbetrieb einschließlich der Dritten Liga und der Regionalliga beantragen darf. Ausdrücklich auch nicht im Falle einer Insolvenz der KGaA - kurioserweise wurde genau das in den letzten Wochen immer wieder an der Grünwalder Straße suggeriert. Heißt: Hätte Ismaik am 11. Juli das 14-Millionen-Darlehen nicht gestundet, würde es keine Erste Mannschaft mehr beim TSV 1860 geben und demnach auch keine Heimspiele im Grünwalder Stadion.

Der “Wochenanzeiger” glaubt, dass Ismaik zahlreiche Verstöße gegen den Kooperationsvertrag begangen habe, u.a. die Nichtzahlung für die Lizenz-Erteilung am 2. Juni für die Dritte Liga. Dies gilt es vor Gericht zu untermauern. Möglicherweise kommt dann endlich ans Tageslicht, wer die Mannschaft in die Regionalliga Bayern geschickt hat.

Eines ist klar: Sollte 1860 tatsächlich Ismaik vor Gericht zerren, wird sich dieser Prozess nicht nur über Jahre hinziehen und dem Verein viel Geld kosten, sondern wird das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den Gesellschaftern weiter verschärfen.