VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Herr Helfer, Sie waren viele Jahre Sponsor beim TSV 1860 und auch drei Jahre Vize-Präsident: Was läuft bei den Löwen falsch?

PETER HELFER (49, ehemaliger Vize-Präsident und Geschäftsführer DHP BAU GmbH): Der Ist-Zustand ist Regionalliga - das sagt alles. Man darf auf gar keinen Fall jetzt den Fehler machen und sich von zwei Siegen gegen Memmingen und Burghausen blenden lassen. Wir reden hier von Amateurfußball und teilweise Duellen mit Feierabendkicker. Man muss das gesamte Ganze bei 1860 sehen - und das heißt Regionalliga statt Profi-Fußball. Zahlreiche Jugend-Mannschaften sind zudem abgestiegen. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, kann man nicht wirklich davon sprechen, dass 1860 lebt. Für mich war der Abstieg der Profi-Mannschaft der sinnloseste der Vereinsgeschichte. Man hat so viel Geld in die Hand genommen - und rausgekommen ist die Regionalliga. Ich habe die riesigen Investitionen übrigens immer angeprangert…

Wie meinen Sie das?

Naja, schauen Sie: Wir wollten ja alle zurück in die Bundesliga, aber jedes Jahr sind die Schulden an Hasan Ismaik mehr und die Leistungen schlechter geworden. Ich habe mich auch gefreut, dass Ismaik beispielsweise die Rückkehr von Stefan Aigner möglich gemacht hat - aber leider war auch er eine große Enttäuschung.

1860 wählt: Werden Sie Robert Reisinger als Löwen-Präsident bestätigen?

Umfrage endete am 05.08.2017 17:00 Uhr
Nein! Reisinger ist nicht mein Präsident!
64% (528)
Ich bin leider noch kein Mitglied - und darf nicht wählen.
18% (151)
Ja, Reisinger ist die Löwen-Zukunft!
15% (121)
Ich bin noch unsicher.
4% (30)

Teilnehmer: 830

Wer trägt die Schuld am Absturz in die Regionalliga?

In erster Linie der Verwaltungsrat und Beirat - beide sind den Weg mit Hasan Ismaik blind gefolgt. Für mich sind das die Hauptschuldigen. Ich war drei Jahre im Präsidium - mit diesem Verwaltungsrat sind wir nie auf einen grünen Zweig gekommen. Es gab immer einen Kampf. Es gibt aber auch gute Leute im Verwaltungsrat, aber mit den meisten konntest du nicht konstruktiv zusammenarbeiten. Was zählt, sind Grabenkämpfe mit ihren 1000 Heckenschützen, die aus allen Himmelsrichtungen abfeuern. Aber wenn’s um die VIP-Karten ging, dann entwickelte sich ein Wettrennen um die besten Tickets. An dieser Stelle ist es mir ganz wichtig zu sagen: Ich habe nie irgendetwas genommen von 1860, mir meine Karten immer selbst gekauft und mit meinem eigenen Geld Tickets für Fanclubs besorgt - aber viele andere haben sich bei 1860 nur bedient und Vorteile verschafft.

Warum kann man nicht Hand in Hand bei 1860 zusammenarbeiten?

Hasan hat es richtig gesagt: Bei 1860 gibt es einen Verein im Verein - und das dieser Verein seit Jahren gegen die KGaA arbeitet. Man bekam das immer eingeimpft: “Wir müssen den e.V. und die KGaA trennen.” Da gibts nichts Gemeinsames. Für mich ist das der größte Schwachsinn. So kommt man nie auf einen gemeinsamen Nenner. Deswegen hat es mich auch nicht gewundert, dass nach kurzer Zeit Ian Ayre hingeworfen hat, weil es bei 1860 einfach keinen fruchtbaren Boden gibt. Schauen Sie unseren Verwaltungsrat an. Ich frage mich seit geraumer Zeit: Was haben diese Menschen produktiv für 1860 gemacht? Normalerweise sollten Verwaltungsräte ihr Netzwerk spielen lassen und uns Sponsoren etc bringen. Aber nichts ist passiert. Robert von Bennigsen spricht beispielsweise seit zehn Jahren von einer Initative “60 Firmen für 60” - unterm Strich ist nichts rausgekommen. Auch sein groß angekündigtes Schulprojekt ist gescheitert. Was man auch hinterfragen muss: Warum wurde Saki Stimoniaris vor zwei Jahren abgelehnt? Ich sage es Ihnen: Sie hatten Angst vor ihm, dass er frischen Wind bei 1860 reinbringt. Wenn der Verwaltungsrat ein bisschen Anstand hätte, müsste er jetzt geschlossen zurücktreten.

Viele Mitglieder schimpfen auch auf die wirre Satzung beim TSV 1860. Wie sehen Sie das?

Nach unserer neuen Satzung ist der Verwaltungsrat mächtiger als das Präsidium - das gibt es in keinem anderen Verein in Deutschland. Ich bin dafür, dass man die Satzung so schnell wie möglich wieder ändert. Die Satzung hat uns nur Ärger gebracht. Schauen Sie den nervigen Prozess mit Helmut Kirmaier an! Heute muss ich sagen: Der Mann hat ein paar Dinge aufgedeckt und teilweise recht. Dass ich nach einem Jahr seit meinem Rückzug immer noch im Vereinsregister drin stehe, spricht auch nicht dafür, dass 1860 gut aufgestellt ist.

Wirtschaftsprüfer Karl-Christian Bay wird in Zukunft wieder für 1860 aktiv sein - im Beirat. Überrascht?

Schon, klar. Ich bin erstaunt. Karl-Christian hat zu mir gesagt, dass er nie wieder was für Sechzig macht. Fachlich ist er mit Sicherheit einer der besten, die jemals hier waren - aber was soll diese Rückkehr?

Werden Sie Robert Reisinger auf der Mitgliederversammlung am Sonntag im Zenith als Präsident bestätigen?

Nein!

Warum nicht?

Reisinger ist ein schwieriger Mann. Ich kenne ihn noch als Fußball-Abteilungsleiter - viele Abteilungen hatten mit ihm Probleme. Er hatte sich im Präsidium Mayrhofer bei uns auch als Geschäftsführer der KGaA beworben. Wir hatten uns aber entschieden, ihn nicht zu nehmen. Danach war das Verhältnis auf dem Tiefpunkt. Deswegen kann ich nicht sagen, Reisinger ist der perfekte Präsident für 1860. Reisinger hat den Kamikazekurs der letzten Jahre mitgetragen. Noch dazu kommt er von Pro1860, das ist das andere Fanlager von 1860. Und was ich nicht vergessen will: Reisinger ist kein Freund der ARGE. Das sagt eigentlich alles. Dass er es zudem in Kauf genommen hat, dass viele Fans keine Karten bekommen, gefällt mir überhaupt nicht. Der Kunde muss bei 1860 immer König sein. Wenn Reisinger Präsident wird, dann stirbt die ARGE. Wir brauchen einen Präsidenten mit Charisma, der die Fans eint und nicht spaltet. Was ich Reisinger noch negativ auslege: Er hat den Auszug aus der Arena forciert. Dadurch werden mindestens 10.000 Löwen ausgesperrt.

Wie wichtig ist die ARGE für 1860?

Sie ist ein ganz wichtiger Pol. Die ARGE hat 40.000 Mitglieder - das ist ein richtiges Pfund. Die ARGE war komplett hinter Wildmoser gestanden. Das hat gut funktioniert. Aber jetzt ist es noch wichtiger, dass alle ARGE-Mitglieder für 1860 aufstehen und zur Mitgliederversammlung gehen. Die ARGE muss sich bündeln und Flagge zeigen.