VON OLIVER GRISS

Es gibt Menschen, die zahlen für einen Titel sogar richtig viel Geld. Nun hat sich Ober-Löwe Dieter Schneider im Trainingslager in Maria Taferl dazu durchgerungen, Florian Hinterberger künftig Sportchef statt bislang Sportkoordinator des TSV 1860 zu nennen. Freilich ohne finanziellen Vorteil. Aber sind Titel nicht irgendwie Schall und Rauch? Ob Sportkoordinator, Manager, Sportdirektor oder Sportchef - das Entscheidende ist die Leistung, die Umsetzung der Position.
Und das ist bei 1860 sowieso eine kleine Kunst. Hinterbergers Vorgängerliste ist lang: Nach dem Bundesliga-Abstieg 2004 hatten die Löwen schon drei Probanden: Roland Kneißl, Hinterbergers Spezl, hat zwar durchaus Ahnung vom Fußball, aber er scheiterte auch an seiner Außendarstellung, die 1860-Ikone Petar Radenkovic so gar nicht gefiel. Ein paar Monate nach seinem Amtsantritt als Manager fand sich Kneißl wieder in der Position als Fanartikel-Chef beim TSV 1860. Und es scheint nicht so, dass Kneißl mit dieser Rolle unzufrieden ist. Auf Kneißl folgte ein Weltmeister: Stefan Reuter, ein Roter und leidenschaftlicher Hobby-Golfer. Fast drei Jahre war er Fußball-Boss an der Grünwalder Straße: Aber der ehemalige Super-Star von Juventus Turin scheiterte - auch weil ihm der Stallgeruch für 1860 gefehlt hat. Inzwischen räumt Reuter übrigens diesbezüglich auch Fehler ein. Das ehrt ihn.
Anders gestaltet sich die Sache bei Miki Stevic: Der Serbe hatte Großes mit dem Meister von 1966 vor, als er seinen damaligen Kumpel Reuter (inzwischen haben sich die beiden nichts mehr zu sagen) ablöste. Zwar weiß Stevic, wie man sich selbst in der Öffentlichkeit am besten darstellt, aber nicht, wie die Blauen wieder bessere Zeiten erleben. Neben vielen sinnlosen Transfers (kennen Sie noch Nikola Gulan?) hatte Stevic in seiner Amtszeit auch vier (!) verschiedene Trainer: Marco Kurz, Uwe Wolf, Ewald Lienen und Reiner Maurer. Das spricht nicht unbedingt für Kontinuität. Als sich Stevic dann auch schnell mit seinem “Wunschkandidaten” Maurer überwarf, zog Präsident Schneider die Notbremse. Ein Glück für 1860? Das muss sich erst noch herausstellen. Zumindest zeigt Ex-Profi Hinterberger in seinen ersten Wochen, dass er darum bemüht ist, 1860 wieder authentisch und volksnah zu machen. Und sein erster großer Transfer, die Verpflichtung von HSV-Legende Collin Benjamin, ist zumindest schon mal eine kleine Duftnote. Und da ist es wirklich egal, welchen Titel Hinterberger in Zukunft trägt. Auch für Hinterberger zählt bei 1860 nur das blanke Ergebnis - das wird auch Schneider schnell bewusst werden…