VON OLIVER GRISS UND CATRIN MÜLLER (MIS-FOTO)

Vitor Pereira ist ein absoluter Charakterkopf. Einer, der mit dem TSV 1860 hoch hinaus will. Dem Fachmagazin “kicker” gab der Löwen-Trainer jetzt sein erstes Exklusiv-Interview in München-Giesing. Wir haben die wichtigsten Antworten zusammengefasst. Der mehrfache Meister-Trainer Pereira (FC Porto und Olympiakos Piräus) spricht über:

seinen persönlichen Abstieg zu 1860: “Ich liebe Herausforderungen, und die Bundesliga ist interessant. Ich habe hier eineinhalb Jahre Zeit, um aus dem Schritt zurück einen Anlauf zu machen und mit dem Klub nach vorne zu kommen. Ich bin ein ambitionierter Trainer, und es würde für mich keinen Sinn ergeben, wenn ich hier wäre, ohne vom Verein die Voraussetzungen für einen Aufstieg zu bekommen. Ich habe mir vor der Unterzeichnung des Vertrages die Spiele angesehen und direkt gesagt, dass wir mehr Qualität benötigen - und Hasan Ismaik hat mir versprochen, dass wir das umsetzen.”

den Erst-Kontakt mit Hasan Ismaik: “Ich hatte viele Optionen auf dem Tisch und habe mich gefragt, welches Projekt das Interessanteste ist. Hier habe ich viel Spielraum und kann etwas entwickeln. Ich kann einen Klub intern neu organisieren, ein neues Team und eine neue Spielidee entwickeln.”

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seine Arbeit: “Ich benötige nicht viel Zeit, um eine Mannschaft zu analyisieren. Manchmal kann ich mit meiner Erfahrung schon in 20 Minuten sehen, was verbessert werden muss. In den zwei Wochen im Trainingslager hat die Mannschaft meine Ideen schon gut angekommen, man merkt, dass es in eine Richtung geht. Wenn sie es schafft, das umzusetzen, was wir im Training einstudiert haben, dann werden wir eine bessere Mannschaft sehen. In den Einheiten merkt man schon, dass die Spieler bessere Entscheidungen treffen und sich die Organisation weiterentwickelt hat. Allerdings sind die zwei, drei Wochen, die wir bisher hatten, wenig Zeit für eine signifikante Veränderung.”

die Qualität des Kaders: “Mit der richtigen Ordnung können viele Spieler in der Bundesliga bestehen. Wir müssen uns dennoch mit technisch starken Akteuren verstärken, die in der Lage sind, mein Spiel zu spielen. Wir benötigen in jedem Bereich mehr Qualität, in der Abwehr, im Mittelfeld und im Sturm.”

die Spielersuche: “Ich teile meine Wünsche Hasan Ismaik mit und spreche nicht mit den Spielern oder den Beratern direkt. Alle weiteren Schritte regelt der Verein. Es wird allerdings kein Spieler kommen, den ich nicht will. Es ist shcon sinnvoll, jetzt Spieler zu holen, wenn wir nächstes Jahr in die Bundesliga aufsteigen wollen. Je länger ich mit ihnen arbeite, desto besser. In einem halben Jahr können wir dann punktuell nachlegen.”

Vorstellung von Qualität: “Ein durchschnittlicher Spieler, der für das Team arbeitet, ist für mich wertvoller als ein guter, der es nicht tut: Der Star ist die Mannschaft.”

die Professionalisierung bei 1860: “Ein Verein, der groß werden will, darf nicht nur sagen, dass er groß werden will. Er muss sich auch professionalisieren. Das versuchen wir in jedem Bereich, es geht aber nicht so schnell. Hier sind wir ein Projekt. Um ein großer Klub zu werden müssen wir uns intern organisieren. Wenn ich nach eineinhalb Jahren sehe, dass es nicht funktioniert, dann kommt eine andere Herausforderung. Wenn jeder glücklich ist, das Team mir folgt und mich versteht, dann machen wir weiter.”