VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Der TSV 1860 startet morgen mit seinem neuen Trainer Vitor Pereira offiziell ins Jahr 2017 - mit dem öffentlichen Trainingsauftakt um 10.30 Uhr an der Grünwalder Straße. Schon vorab sorgt Hasan Ismaik für gewaltig Gesprächsstoff. In einem Interview mit der Abendzeitung deutet der Löwen-Investor nicht nur eigene Fehler in den letzten fünfeinhalb Jahren an, sondern spricht auch über:

die 50+1-Regel: “Es gibt viele Stimmen in der Liga, die sagen: 50+1 ist nicht mehr zeitgemäß. Das ist auch meine Meinung, aber ich akzeptiere die Gesetze und Spielregeln im deutschen Fußball. Deswegen habe ich auch nie gegen diese Regel geklagt, obwohl mir öfter von verschiedenen Seiten dazu geraten wurde. Dennoch denke ich, dass die 50+1-Regel demnächst fallen wird. Wie sollen denn die sogenannten Kleinen sonst noch überleben können? Ich glaube nicht, dass es im Interesse der Bundesliga ist, wenn Bayern, Dortmund und RB Leipzig untereinander künftig die Meisterschaft ausspielen. Wer will diese Langeweile?”

seine eigenen Fehler: “Mein größter Fehler war mit Sicherheit, dass ich 1860 falsch eingeschätzt und auch auf die falschen Leute gehört und gesetzt habe. Das hat mich wahnsinnig viel Geld gekostet. Aus den Erfahrungen bei 1860 habe ich unglaublich viel für mein weiteres Leben gelernt.”

seine scharfen Aussagen gegenüber der Presse: “Ich stehe auch heute noch zu 100 Prozent zu meinen Aussagen. Wer unseren Verein als Komödienstadl bezeichnet und das Ehrenamt unseres Präsidenten Peter Cassalette dermaßen beschädigt, hat Lust am puren Zerstören. Das werden wir uns als TSV 1860 nicht gefallen lassen. Wir respektieren Meinungsfreiheit, aber nur, wenn sie fundiert und fair abläuft. Wir werden uns auch in der Pressearbeit anders aufstellen.”

die Stadion-Pläne des TSV 1860: “Ich habe vor ein paar Tagen ein Schreiben von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter erhalten. Er hat uns erneut seine Unterstützung zugesichert, dass er 1860 in der Stadionfrage helfen will. Das ist sehr positiv – negativ ist, dass wir noch keinen Schritt weitergekommen sind. Das vorgesehene Grundstück in Riem ist selbst für ein 35000-Mann-Stadion zu knapp bemessen. Für mich ist es nur sehr schwer hinzunehmen, dass wir bei unserem Stadionprojekt auf der Stelle treten. Wir können unseren Fans – und davon gibt es in Deutschland mehr als 150 000 – nicht länger zumuten, heimatlos zu sein. So haben wir keine Perspektive. Das habe ich auch dem Oberbürgermeister so mitgeteilt. Die Allianz Arena gehört dem FC Bayern, dort sind wir nur geduldet. Das Grünwalder Stadion ist nur für die Dritte Liga und Frauenfußball ausgerichtet. Das Olympiastadion steht unter Denkmalschutz. Wo sollen wir also hin? Wenn wir uns in den nächsten sechs Monaten weiterhin im selben Status befinden, werden wir überlegen, ob wir außerhalb Münchens ein Grundstück suchen müssen.”

den Verkauf der Arena-Anteile zum Preis von 11,3 Millionen Euro: “Das Schlimmste für unsere Fans ist der Vorwurf der Bayern: „Seid still, wir haben euch gerettet!“ Ich sehe das ganz anders: Der TSV 1860 mit seinen handelnden Personen hat dem FC Bayern seinerzeit ermöglicht, noch schneller reicher und größer zu werden. Sie können davon ausgehen: Wäre ich damals schon bei 1860 gewesen, hätten sich die Bayern an uns die Zähne ausgebissen! Die Allianz Arena ist heute rund eine Milliarde Euro wert, und wir haben 50 Prozent der Stadion-Anteile für 11,3 Millionen Euro verkauft. Damit ist eigentlich alles gesagt.”