VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Hasan Ismaik hat offenbar nicht mit allen Münchner Zeitungen gebrochen. Anders ist nicht zu erklären, dass der Löwen-Investor zum Jahresende jetzt ein ausführliches Interview mit Reporter Matthias Eicher vom Traditionsblatt Abendzeitung geführt hat. Der 39-jährige Ismaik, der den TSV 1860 im Frühjahr 2011 vor der Insolvenz gerettet und seitdem über 55 Millionen Euro in den Verein reingebuttert hat, spricht darin über:

seinen letzten Besuch in München: “Die vier Tage in München waren für mich von besonderer Bedeutung. Einerseits haben wir nach wochenlangen und durchaus schwierigen Verhandlungen mit Vitor Pereira unseren Wunschtrainer vorgestellt, andererseits habe ich auf den beiden Weihnachtsfeiern sowie bei der Trainer-Präsentation viele hoffnungsvolle Löwenfans getroffen, die mir gesagt haben, dass sie unseren neuen Weg unterstützen und auch für zielorientiert halten. Das hat mir ein gutes Gefühl wie lange nicht mehr vermittelt. Was ich allerdings sehr bedauere, ist die Tatsache, dass unsere Ultras weiterhin die Heimspiele boykottieren. Ich kann ihnen nur versprechen, alles dafür zu tun, dass unser Verein bald wieder eine eigene Heimat besitzt.”

Wer ist der Löwen-Kopf des Jahres 2016?

Umfrage endete am 09.01.2017 20:00 Uhr
Hasan Ismaik
36% (4590)
Daniel Bierofka
16% (2065)
Anthony Power
16% (2006)
Levent Aycicek
10% (1243)
Christian Waggershauser
8% (1027)
Christl Estermann
3% (345)
Oliver Kreuzer
3% (343)
ein anderer Löwe!
2% (292)
Peter Cassalette
2% (275)
Felix Uduokhai
1% (188)
Markus Rejek
1% (104)
Wolfgang Schellenberg
1% (92)
Toni de Spirito
1% (79)
Christopher Schindler
0% (58)
Arnold Geißler
0% (56)
Thomas Eichin
0% (51)
Sascha Mölders
0% (48)
Sepp Steinberger
0% (35)
Jan Mauersberger
0% (20)

Teilnehmer: 12917

die neue Qualität mit Vitor Pereira: “Sie brauchen nur Pereiras Vita studieren und sich in seinem Umfeld erkundigen. Er ist ein Trainertyp, wie ihn 1860 lange nicht mehr beschäftigt hat. Viele Löwen-Fans haben mir gesagt: Pereira hat viel mit Werner Lorant gemein. Ich kann diesen Vergleich nicht bestätigen, aber Pereira ist ausgesprochen charakterstark, dominant und leistungsorientiert. Er hat in verschiedenen Ländern, aber auch in sehr schwierigen Vereinen gearbeitet und war eigentlich bei allen Stationen erfolgreich. Bei Fenerbahce Istanbul musste Pereira im Sommer nur gehen, weil seine Mannschaft in der Qualifikation für die Champions League das 1:0 gegen Monaco im Rückspiel nicht verteidigen konnte. Wenn unsere Fans Pereira nur einen kleinen Vertrauensvorschuss geben, bin ich überzeugt, dass sich da eine ganz tolle Beziehung entwickeln kann. Pereira ist nicht nur in seinen Worten, sondern auch in seinen Taten stark. Er ist eine starke Persönlichkeit und unser Verein braucht genau solche Typen. Nicht umsonst bekam er bis zu seiner Unterschrift bei 1860 fast täglich neue Angebote aus diversen Topligen. Dass sich Pereira für uns entschieden hat, ist ein Glücksfall.”

seine Ziele mit 1860: “Jetzt vom Aufstieg zu sprechen, wäre arrogant und schlichtweg vermessen. Wir sind momentan Tabellen-14.. Wir haben Pereira verpflichtet, damit er den TSV 1860 wieder zu dem Verein macht, der er einmal war. Kräftig, stolz und voller Leidenschaft. Pereira ist ein Workaholic, er wird alles für die Löwen geben. Ich verrate Ihnen etwas: Kein Tag vergeht seit seiner Unterschrift, an dem er sich nicht bei mir meldet und mich mit neuen Ideen konfrontiert. So stelle ich mir eine Zusammenarbeit vor. Wenn wir am Ende einen einstelligen Tabellenplatz erreichen und die Fans am letzten Spieltag sagen: “Ja, mit dieser Mannschaft kann ich mich wieder identifizieren”, dann haben wir viel gewonnen.”

die Champions League-Träume: “Jeder Verein, den so eine traditionsreiche Geschichte wie 1860 auszeichnet, will sich den Traum vom Europapokal irgendwann wieder verwirklichen. Wenn ich jetzt sagen würde, 1860 wird nie wieder Bundesliga spielen, wären Sie als Journalist der erste, der das kritisieren würde. Ich bin ein Mensch, der Ziele und Visionen im Leben hat. Eine davon ist, mit 1860 so erfolgreich wie möglich zu sein. Bin ich deswegen ein Phantast?”

die Strukturprobleme bei 1860: “Als ich 2011 beim TSV 1860 eingestiegen bin, war ich für viele das Phantom aus der Wüste. Jetzt bin ich aktiv und das wird auch wieder kritisiert. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mit dem Wissen von heute natürlich Vieles anders regeln. Ich konnte bei meinem Start in München nicht ahnen, was in diesem Verein seit dem Bundesligaabstieg alles kaputt gegangen ist. Es wurde bis auf die Jugendarbeit fast alles vernachlässigt. Die Strukturen sind nicht modern, der Sport war oft nur Nebensache, politische Machtkämpfe leider die Regel. Ich könnte ein Buch über all die skurrilen Geschichten, die mir in den letzten fünfeinhalb Jahren widerfahren sind, schreiben. Glauben Sie mir: Das wäre ein Bestseller im 1860-Fanshop. Gerade aufgrund dieser Erlebnisse ist mir der Verein besonders ans Herz gewachsen. Je länger ich bekämpft wurde, desto mehr habe ich 1860 verstanden. Ich werde erst Ruhe geben, wenn wir wieder in der Bundesliga spielen und das Derby gegen den FC Bayern erleben dürfen. Das ist meine Challenge. Das bin ich den Fans schuldig.”

das Ende der Wohlfühloase in Giesing: “2017 wird das Jahr der Veränderungen. Und das meine ich so, wie ich es sage. Wir machen keine halben Sachen. Alle Mitarbeiter, die diesen Weg mitgehen wollen, verdienen meinen Respekt. Denjenigen, die sich anders orientieren wollen, wünsche ich alles Gute für die Zukunft. Die Zeiten, in denen 1860 eine Wohlfühloase war, sind endgültig vorbei. An diesen Worten kann mich jeder messen.”

die Nachjustierungen in der Winterpause: “Sie glauben gar nicht, wie attraktiv der Name 1860 immer noch auf dem Markt ist. Wir werden aber keine verrückten Sachen machen, Vitor Pereira ist bezüglich der Kaderplanung für die Rückrunde sehr kreativ, das spüre ich bereits nach den ersten Tagen. Wir setzen in Zukunft vor allem auf Athletik, Disziplin und Biss.”