VON OLIVER GRISS UND JOHANNES SIMON (BONGARTS/GETTY IMAGES)

Die Leser von dieblaue24 wählten Levent Aycicek (22) zum Löwen der Vorrunde: Die Bremer Leihgabe war einer der ganz wenigen Lichtblicke an der Grünwalder Straße. Besonders wertvoll: Sein Siegtor beim 1:0-Duselsieg gegen Dynamo Dresden. Gegenüber werder.de sprach der Mittelfelspieler jetzt über:

sein erstes Jahr beim TSV 1860: “Am Anfang war es für mich bei Sechzig echt schwierig. Das Trainerteam hat leider nicht so auf mich gesetzt und ich habe wenig Spielanteile bekommen. Erst mit dem Spiel in Stuttgart habe ich mich durchsetzen können. Seitdem habe ich abgesehen von einem Spiel alle Partien bestritten. Ich bin sehr froh darüber, dass es gegen Jahresende jetzt so gut hinhaut und ich meine Einsätze bekomme.”

seine eigene Bilanz: “Ich freue mich über meine Tore und Vorlagen, aber mit dem Tabellenplatz kann man nicht zufrieden sein. Da hoffen wir alle, dass es in der Rückrunde besser läuft. Wir haben eine gute Mannschaft zusammen, aber in der zweiten Liga geht es häufig über den Kampf. Wir müssen uns weiter reinkämpfen.”

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den Unterschied zwischen Erste oder Zweite Liga: “In der Bundesliga wird man sofort unter Druck gesetzt, wenn man den Ball bekommt. Man muss sehr schnell im Kopf sein. Das Spiel ist gleichzeitig deutlich taktischer geprägt. In der zweiten Liga hat man dagegen einen Moment mehr Zeit, dafür ist fast jedes Spiel sehr zweikampflastig. Der Unterschied zur ersten Bundesliga ist groß, das ist mir direkt zu Beginn klar geworden. Ich weiß gar nicht, in wie viel mehr Zweikämpfe pro Spiel ich da verwickelt werde. Zweikampfhärte war genau das, was mir noch gefehlt hat. Mein Plus war immer meine Technik. An die etwas robustere Gangart in der zweiten Liga musste ich mich erstmal gewöhnen. Jetzt bin ich aber körperlich fit und stabil genug. Ich bin ein ganz anderer Spielertyp geworden. Ich versuche nicht mehr alles über meine Technik zu lösen, sondern haue mich in die Duelle und gewinne mittlerweile auch viele davon. Diesbezüglich hat mich der Schritt in Liga zwei auf jeden Fall weitergebracht.”

die Wohlfühloase München: “Es ging alles so schnell, da blieb keine Zeit für Vorüberlegungen. Alles war in einem Tag durch, drei Tage später stand ich in München auf dem Platz. Ich hatte aber von vielen gehört, dass München eine tolle Stadt sei. Wenn wir mal im Hotel waren, haben Mitspieler wie Claudio vor mir davon geschwärmt. Das hat sich auf jeden Fall bestätigt. Ein paar Tipps, was man hier machen kann, gab’s auch (lacht). Was ich allerdings nicht gedacht hätte ist, dass ich hier auf Anhieb so viele Freundschaften schließe. Ich wurde sofort gut integriert und wir unternehmen als Team sehr viel. Der Zusammenhalt ist, wie bei Werder, auch echt groß.”

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die ständige Unruhe bei 1860: “Ich muss zugeben, dass ich das aus Bremen nicht kenne (schmunzelt). Da hatte ich nicht so oft einen neuen Trainer. Vítor Pereira ist mein sechster Trainer in zehn Monaten. Aber als Fußballer muss man das ausblenden. Das kriege ich gut hin. Natürlich weiß man, was im Verein abgeht, aber wenn man sich darüber auch noch Gedanken machen würde, ginge das auf dem Platz komplett in die Hose. Da braucht man einen freien Kopf. Das musste ich aber nicht lernen, das ist einem schon sehr früh bewusst.”

seine eigenen Zukunftspläne: “Die Zukunft ist offen. Ich bin noch ein halbes Jahr hier und werde alles dafür tun, dass wir ins gesicherte Mittelfeld klettern und etwas Ruhe einkehren kann. Darüber, wie es danach weitergeht, habe ich mir ganz ehrlich noch keine Gedanken gemacht. Ich lasse das alles auf mich zukommen. Im Sommer wird die Situation ohnehin neu bewertet.”