VON ALEX AUGUSTIN

Der gemeine Löwen-Fan neigt nach langen Jahren der Enttäuschung eher zum Fatalismus. So oft hat er darauf gehofft, dass mit runderneuertem Führungspersonal endlich die lang ersehnten goldenen Zeiten anbrechen. In steter Regelmäßigkeit wurde diese Euphorie jäh gebremst. Kein Wunder also, dass sich nach dem x-ten Neuanfang die Aufbruchsstimmung im Fanlager spürbar in Grenzen hält. Vitor Pereira wurde vom einem Großteil der Löwen-Anhänger wohlwollend begrüßt, als neuen Heilsbringer sehen ihn aber die wenigsten.

Als Sechzger tut man nach den vergangenen Jahren gut daran, nicht jede Personalentscheidung mit einem Feuerwerk auf dem Marienplatz zu feiern. Trotzdem sollte man jedem eine faire Chance geben – so auch Vitor Pereira, zumal es durchaus Gründe dafür gibt, ihm die sportliche Wiederbelebung der Löwen zuzutrauen.

Die Bilanz des Portugiesen liest sich beeindruckend. Der 48-Jährige weist einen formidablen Punkteschnitt von 2,00 auf, war Meister mit dem FC Porto und Olympiakos Piräus. Er gilt als Taktikfuchs und harter Hund. Natürlich ist all das keine Garantie dafür, dass er auch bei Sechzig Erfolg haben wird. Als echter „Typ“, der sich nicht verbiegen lässt und seine Meinung offen mitteilt, passt er aber grundsätzlich viel eher zu Münchens großer Liebe als seine größtenteils eher glatten Vorgänger (Daniel Bierofka sei hier explizit ausgenommen).

Dass er weder Deutsch noch fließend Englisch spricht, sollte ein eher kleines Defizit bleiben. Die Sprache auf dem Platz beschränkt sich ohnehin nur auf ein Minimum und Fußballvokabeln lassen sich schnell erlernen. Das Wichtigste aber ist: Der Verein sollte ihm ausreichend Zeit geben, seine Vorstellungen umzusetzen, denn kein Trainer dieser Welt wird innerhalb weniger Wochen aus einer verunsicherten und nicht austrainierten Mannschaft eine Hurra-Fußball spielende Welt-Elf formen.

In diesem Sinne: Eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start in ein weiß-blaues Jahr 2017 – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Alex Augustin ist Gast-Kommentator bei dieblaue24. Der 22-Jährige volontiert zurzeit bei der Passauer Neuen Presse. Der Niederbayer aus Viechtach ist Löwe seit frühester Kindheit, hat die Leidenschaft von seinem Vater geerbt.